Fremd fischen by Giffin Emily

Fremd fischen by Giffin Emily

Autor:Giffin, Emily [Giffin, Emily]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Diana Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2013-12-25T16:00:00+00:00


Als ich von der Party nach Hause komme, folgt meine Mutter mir ins Wohnzimmer und bombardiert mich mit Fragen. Ich informiere sie über die Highlights, aber sie ist unersättlich. Sie will alle Einzelheiten wissen, über jeden Gast, jedes Geschenk, jede Unterhaltung. Ich fühle mich unversehens wieder wie auf der High School, wenn ich nach Hause kam, erschöpft vom schulischen und sozialen Druck des Tages, und sie dann wissen wollte, wie Ethan sich im Debattierclub geschlagen oder wie Darcy im Ausscheidungswettbewerb als Cheerleader abgeschnitten habe oder worüber wir im Englischunterricht gesprochen hätten. Wenn ich nicht gesprächig genug war, füllte sie die Lücken selbst aus und schwatzte von ihrem Halbtagsjob beim Kieferorthopäden, erzählte, was für eine rüpelhafte Bemerkung Bryant Gumble in der Today Show gemacht habe oder dass sie im Supermarkt meiner Lehrerin aus der dritten Klasse über den Weg gelaufen sei. Meine Mutter ist eine hemmungslose Quasselstrippe, und sie erwartet, dass alle andern genauso sind wie sie, besonders ihr einziges Kind.

Als das Verhör über die Babyparty zu Ende ist, geht sie – was für eine Überraschung! – zur Hochzeit über.

« Hat Darcy sich schon für einen Schleier entschieden? »Sie schiebt einen Stapel Newsweek-Hefte auf dem Couchtisch zusammen und wartet auf eine eingehende Antwort.

« Ja.»

Sie rückt auf der Couch näher zu mir heran.« Lang?»

« Bis zu den Fingerspitzen.»

Sie klatscht aufgeregt in die Hände.«Oh. Darin wird sie schön aussehen.»

Meine Mutter ist ein großer Darcy-Fan. Immer gewesen. Damals auf der High School leuchtete das eigentlich nicht ein, wenn man bedachte, dass Darcy nie sehr viel Wert auf die Schule legte, sondern stattdessen auf eine gewisse, eher ungesunde Weise versessen auf Jungs war. Trotzdem liebte meine Mutter sie – schlicht und ergreifend. Vielleicht, weil Darcy sie mit den Einzelheiten aus unserem Leben versorgte, nach denen sie lechzte. Über die oberflächlichen Artigkeiten hinaus, die gegenüber Eltern gepflegt werden, unterhielt Darcy sich mit meiner Mutter wie mit ihresgleichen. Nach der Schule kam sie mit mir nach Hause, lehnte sich an unsere Küchentheke, aß die Kekse, die meine Mutter für uns beide hingestellt hatte, und redete und redete. Sie erzählte meiner Mom von den Jungen, die sie gut fand, und erörterte die Pros und Kontras bei jedem einzelnen. Dann sagte sie zum Beispiel:« Seine Lippen sind zu dünn; ich wette, er kann nicht küssen», und meine Mom war entzückt und versuchte ihr mehr zu entlocken, und Darcy ließ sich nicht lange bitten. Ich ging dann schließlich in mein Zimmer und fing mit meinen Geometrie-Hausaufgaben an. Was stimmt an diesem Bild nicht?

« Mom, nichts gegen dich oder die zweite Tochter, die du nie hattest, aber – »

« Ach, fang nicht mit diesem Unsinn an!»Sie legt die flache Hand an ihr aschblondes Haar, das sie seit zwanzig Jahren mit der gleichen Clairol-Tönung färbt.

« Schon gut», sage ich.«Aber wirklich – Darcys Hochzeit steht mir bis hier.»Ich halte die Hand zehn Zentimeter über meinen Kopf und hebe sie dann noch höher.

« Das ist nicht die richtige Einstellung für eine Ehrenjungfer. »Meine Mutter schürzt die Lippen und reibt mit einem Zeigefinger über den anderen.



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